01.05.2010

Buchanfang.

Oli und ich haben ein neues Buch angefangen, hier ist es:


Nach meinem 2 missglückten Suizidversuch gab ich die Hoffnung auf meinen baldigen Tod auf. Vorerst. Es war nicht so als würde mir das ganze Spaß machen, aber wem erzählte ich das. Ich ging also brav wie ein Lamm zur Therapeutin und laberte sie mit Scheiße aus meiner Vergangenheit voll. Ich zweifelte nie daran, dass sie mit den Gedanken ganz woanders war. Dass sie sich an Vergewaltigungen und Substanzmissbrauch schon sattgehört hatte. Dass ich allen egal war. Ich beendete meinen Satz und holte erneut Luft, um die Therapeutin, die ganz meinen Erwartungen entsprechend sichtlich uninteressiert in ihrem Tee rührte, in dem Glauben zu lassen, es würde eine weitere herzzerreißende Geschichte folgen. Aber es reichte für heute, ich hatte keine Lust mehr, auf der bordeauxfarbenen Couch zu liegen und ellenlange Monologe zu führen. Mir musste ich nicht erzählen, was passiert war und wie ich mich dabei fühlte, ich wusste es immerhin. Und selbst wenn ich es vergessen würde, mein altes Leben holte mich immer wieder ein, in dem es meine Träume mit den Geschehnissen verätzte. Es raubte mir förmlich den Verstand. Ich hörte davon in den Medien, ich sah es im der Zeitung stehen. Immer wieder wurden kleine Mädchen vergewaltigt. Dass ich nicht die einzige war, war mir ohnehin bewusst, dennoch versetze es mir immer wieder einen Stich davon zu lesen oder zu hören. Übermäßiger Tablettenkonsum, meine mich immer wieder einholende Vergangenheit, mein selbstzerstörerisches Verhalten, ein Mangel an Geld und meine absolute Unfähigkeit in allen Lebenslagen, machte mich förmlich kaputt. "Ich würde die Sitzung jetzt gerne beenden. Sie haben innerhalb dieser Stunde doch genug Notizen gemacht, nehme ich an?", langsam erhob ich mich und strich mir durch das mittellange, blonde Haar. "Gut, Valeska. Wir sehen uns dann morgen."  "Mh." Ich wankte leicht benommen durch die Tür, es bekam mir nicht sonderlich gut, wenn ich so lange in das künstliche Licht im Therapiezimmer starrte.  Ich wollte nur noch nach hause und dieses Monster von Therapeutin nie wieder sehen. Ich holte meine Jacke aus dem Wartezimmer und ging die viel befahrene Staße entlang. Es drangen bunte Neonlichter aus den Casinos, und das, obwohl es hellichter Tag war. Schon komisch, diese Welt. Ich kam an einer Bar vorbei und hielt an.  Whisky war genau das, was ich jetzt brauchte. Nach solch einer verstörenden 'Therapie'. Ich ging hinein und traf auf meinen alten Schulkameraden Jack, der sein Bier schlürfend auf dem Barhocker saß. Er sah verzweifelt aus. Ich beschloss zu ihm hin zu gehen und ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Irgendwie gelüstete es mir danach ihn zu trösten, auch wenn ich mir überhaupt nicht sicher sein konnte, ob das denn von Nöten war. Aber hauptsächlich wollte ich mich von mir selbst und all meinen Problemchen ablenken. Und ehe ich mich versah, thronte ich auf dem Barhocker neben dem bedrückt dreinschauenden Jack und orderte mir Whisky Red Bull, um das bevorstehende Gespräch ein wenig aufzulockern. "Wie geht es eigentlich Holly?", fragte ich mit einem hämischen Grinsen, weil ich wusste, dass die aufbrausende Holly ihn bei der Abschlussfeier verlassen hatte. Zu der Zeit kümmerten mich seine Beziehungsprobleme jedoch überhaupt nicht, immerhin waren die letzten Schuljahre die Hochphase meines, nennen wir es "Absturzes". Jack blinzelte ungläubig in meine Richtung und zwang sich zu einem müden Lächeln. "Valerie?" ".. Nein." "Ach, das war ein Scherz, immerhin weiß ich noch, wie dich das aufregt." Es regte mich nie auf. "Was treibt dich am einem Nachmittag in eine dunkle, verqualmte Bar in der schäbigsten Gasse der Stadt?" Natürlich wollte ich ihm nicht sofort erzählen, dass ich mich täglich einer verbitterten, alten Ziege anvertrauen musste, wahrscheinlich würde ihn das abschrecken. Deswegen überlegte ich mir auf die Schnelle eine wahnwitzige Geschichte von Kaufhäusern, Menschenmengen und meinem ach so normalen Alltag.

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